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Verantwortung In der Gruppe sinken die Skrupel

Wie werden unsere Entscheidungen von einer Gruppe beeinflusst? Nicht unbedingt zum Guten, fand eine aktuelle Studie heraus.
aus Harvard Business manager 8/2020

Menschen sind eher bereit, für einen finanziellen Gewinn unmoralisch zu handeln, wenn sie die Entscheidung darüber in einer Gruppe treffen müssen. Das hat eine Studie von Forschern um den Bonner Ökonomen Armin Falk gezeigt.

In einem Experiment stellten sie mehr als 250 Probanden vor die Entscheidung, auf zehn Euro zu verzichten und so das Leben einer Labormaus zu retten – oder das Geld zu nehmen und die Maus zu opfern. (Die Mäuse waren "überzählige" Labortiere, die ansonsten eingeschläfert worden wären und durch das Experiment noch eine Chance auf ein Leben unter guten Bedingungen bekamen.)

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Etwa die Hälfte der Probanden konnte allein entscheiden; die anderen wurden in Gruppen von acht Personen eingeteilt. Entschied sich auch nur eine Person in der Gruppe dafür, das Geld zu nehmen, mussten gleich acht Mäuse sterben. Das traurige Ergebnis: Nur 41 Prozent der Probanden, die in der Gruppe entschieden, lehnten das Geld ab. Dadurch überlebte keine der Gruppenmäuse. Konnten die Probanden jedoch allein entscheiden, retteten 54 Prozent das Leben einer Maus.

Dahinter stecke das Phänomen, dass Menschen eher eigennützig entschieden, wenn sie glaubten, ihr individuelles Handeln sei nicht ausschlaggebend für das Ergebnis, erläutern die Studienautoren. "Sobald die Verantwortung diffus wird, rücken moralische Erwägungen eher in den Hintergrund", erklärt Armin Falk.

Das zeige sich auch im realen Leben bei vielen Entscheidungen zwischen Gewinn und Moral, beispielsweise im Abgasskandal. Daraus folge für Unternehmen, dass sie sehr klar definieren müssten, wer für Entscheidungen verantwortlich sei – und dass sie diejenigen auch ganz individuell zur Verantwortung ziehen sollten.

Quelle: Armin Falk et al.: "Diffusion of Being Pivotal and Immoral Outcomes", The Review of Economic Studies, Februar 2020

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