Medizin

Studie: Städtische Umweltzonen senken Ausgaben für Herzmedikamente und Asthmasprays

  • Dienstag, 26. Mai 2020
/picture alliance, Bildagentur-online
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Berlin − Die Einrichtung von Umweltzonen, die es mittlerweile in 58 deutschen Städten gibt, hat über die Verbesserung der Luftqualität die Ausgaben der Krankenkassen für Arzneimittel gegen Herz- und Atemwegserkrankungen gesenkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie in Economics Letters (2020; DOI: 10.1016/j.econlet.2020.109221).

Seit 2008 sind nach und nach in deutschen Städten Umweltzonen eingerichtet worden, in denen schadstoffintensiven PKW, LKW und Bussen die Einfahrt verwehrt ist. Die Umwelt­zonen sind bei den betroffenen Autofahrern unbeliebt, sie haben aber die Luftqualität für etwa 21,3 Millionen Menschen in Deutschland verbessert.

Die Feinstaubkonzentration PM10 ist nach den Berechnungen eines Teams um Nicolas Koch vom Klimaforschungsinstitut MCC („Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change“) in Berlin um 1,6 µg/m3 oder 5,9 % gesunken.

In einer „Differenz-von-Differenzen“(DvD)-Analyse haben die Forscher jetzt untersucht, wie sich die bessere Luftqualität auf die Verordnung von Arzneimitteln zur Behandlung von Atemwegserkrankungen (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung und Asthma bronchiale) sowie Herzerkrankungen ausgewirkt haben.

Die DvD-Analyse vergleicht die Entwicklung in den einzelnen Orten in Zeiträumen unmittelbar vor und nach der Einführung der Umweltzonen. Die Methode gilt in der Wirtschaftswissenschaft als gebräuchlicher Ansatz, um die Kausalität von Veränderungen zu untersuchen.

Die Analyse ergab, dass in den Städten nach der Einführung der Umweltzonen die Verordnung von Arzneimitteln für Atemwegs- und Herzerkrankungen kontinuierlich zurückging. Dadurch wurden nach den Berechnungen von Koch pro Jahr in allen Umwelt­zonen zusammen 15,8 Millionen Euro an Ausgaben für Medikamente eingespart.

In einer Kosten-Nutzen-Analyse stellen die Forscher diese Einsparungen den Kosten gegenüber, die durch die Umrüstung von 200.240 älteren Diesel-Fahrzeugen entstünden, die wegen ihres hohen Schadstoffausstoßes derzeit nicht die Kriterien für eine „rote Plakette“ erfüllen.

Bei Kosten von 600 Euro pro Fahrzeug würden sich in der Summe 120,1 Millionen Euro ergeben. Laut Koch würden diese Zusatzkosten auch bei einer Diskontierung von 2 bis 6 % (den Zinsen für eine Kreditaufnahme) innerhalb von 10 Jahren eingespart.

rme

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