Sprit, Reparaturen, Wertverlust Der unerwartet hohe Preis des Autofahrens

Wie teuer ist das Autofahren im Monat wirklich?
Foto: Thanit Weerawan/ Getty ImagesWie viel Geld sie monatlich für Benzin oder Diesel ausgeben, wissen die meisten Autofahrer. Auch die Kosten für Kfz-Steuer und Versicherung können einer Studie zufolge die meisten relativ genau benennen. Trotzdem liegen Menschen bei den Schätzungen über den tatsächlichen Betrag, den sie ihr Auto monatlich kostet, um mehr als 50 Prozent daneben.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Forschern des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung sowie der Universitäten Mannheim und Yale, die rund 6000 deutsche Haushalte mit eigenem Auto befragt und die Ergebnisse mit Daten des ADAC abgeglichen haben. Demnach liegen die durchschnittlichen monatlichen Ausgaben für Kraftstoff, Werkstattbesuche, Steuern, Versicherung und Abnutzung bei 425 Euro - geschätzt hatten die Deutschen jedoch nur 204 Euro.
Vor allem beim Wertverlust lagen die Befragten daneben
Vor allem bei den Reparaturkosten und dem monatlichen Wertverlust hatten die Befragten offensichtlich keinen Überblick. Statt der im Schnitt angegebenen 26 und 20 Euro verursachten diese beiden Posten der Studie zufolge jeden Monat durchschnittliche Kosten von 55 und 141 Euro.
Diese Fehleinschätzung hat den Forschern zufolge jedoch nicht nur finanzielle Folgen für die Autobesitzer, sondern wirkt sich auch negativ auf die Umwelt aus. Denn Privat-Pkw, argumentieren die Autoren, verursachen rund elf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen, gleichzeitig stieg die Zahl der Autos in Deutschland in den vergangenen Jahren auf rund 47 Millionen. Wären Haushalte mit Auto hingegen besser über die tatsächlichen monatlichen Kosten ihres Wagens informiert, hätte das tief greifende Folgen für die Mobilität in Deutschland. So erhöhten diese Informationen die Bereitschaft der Befragten, Geld für ein Nahverkehrsticket auszugeben, um 22 Prozent.
Wären die Menschen in Deutschland über die tatsächlichen monatlichen Kosten eines Autos informiert, folgern die Forscher, könnte das den Autobesitz um 37 Prozent senken. Damit wäre diese Methode deutlich besser geeignet, die Anzahl der Autos zu reduzieren, als höhere Spritpreise. Um mittels höherer Spritpreise einen ähnlichen "Abschreckeffekt" wie die Kostentransparenz zu erzielen, müssten Benzinpreise den Forschern zufolge um rund 1200 Prozent steigen. Gleichzeitig könnte ein fairer Kostenvergleich den Absatz von E-Autos um 73 Prozent steigern.
Der sinkende Autobesitz hätte einen positiven Effekt auf die deutsche Klimabilanz, der CO2-Ausstoß würde dadurch um rund 37 Millionen Tonnen pro Jahr sinken, immerhin 23 Prozent der Verkehrsemissionen. Die Forscher fordern deshalb in ihrem wissenschaftlichen Kommentar, der im Magazin "Nature " erschien, dass Autohersteller die Gesamtkosten eines Autos im Unterhalt angeben müssen. Denn solche Angaben beeinflussen den Konsum deutlich und hätten auch bei Kühlschränken oder dem Energiewert von Immobilien funktioniert.