Bankenfusion :
„Das Scheitern ist eine gute Nachricht“

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Isabel Schnabel, Mitglied im Sachverständigenrat für Wirtschaft

Die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel hielt die Zusammenführung von Deutscher Bank und Commerzbank stets für eine schlechte Idee. Was sagt sie jetzt zu der geplatzten Fusion?

Frau Schnabel, halten Sie das Scheitern der Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank für eine gute Nachricht?

Auf jeden Fall. Die Vorteile einer solchen Fusion wären überschaubar, die Risiken für die Finanzstabilität gewaltig.

Sie hatten schon länger vor einer neuen Großbank gewarnt, die im Krisenfall mit Steuergeld gerettet werden müsste. Doch was ist jetzt gewonnen? Falls die Deutsche Bank in einer Krise „umfällt“, wie lange würde dann die Commerzbank noch überleben können?

Schon jetzt ist die Deutsche Bank so groß und komplex, dass es kaum möglich ist, sie abzuwickeln. Dies wäre durch die Fusion noch verschärft worden. Angesichts der zweifelhaften Abwicklungsfähigkeit sollte man die Eigenkapitalanforderungen für systemrelevante Banken deutlich erhöhen.

Glauben Sie, dass die beiden Banken mittelfristig eigenständig bleiben werden?

Ich kann mir gut vorstellen, dass es zu Zusammenschlüssen kommen wird. Denkbar wäre – insbesondere bei der Commerzbank – eine Fusion mit einem europäischen Wettbewerber. Aber auch in Europa sollten keine Banken geschaffen werden, die nicht mehr abzuwickeln sind. Sinnvoll wäre eine spezielle Fusionskontrolle, die systemische Risiken berücksichtigt.

Nur mal angenommen, beide Banken würden demnächst von ausländischen Wettbewerbern übernommen, wäre das ein Problem für die deutsche Wirtschaft und den Bankenstandort Deutschland?

In einem funktionierenden europäischen Bankenmarkt sollte dies ein ganz normaler Vorgang sein. Allerdings besteht die Sorge, dass eine ausländische Bank sich in einer Krise in ihren Heimatmarkt zurückzieht, was die Kreditversorgung in Deutschland beeinträchtigen könnte. Für dieses Problem muss man eine Lösung finden.

Hat sich die Bundesregierung aus Ihrer Sicht vergaloppiert, indem Finanzminister Olaf Scholz die Fusionspläne sehr wohlwollend begleitet hat?

Es war unklug, dass sich die Bundesregierung in dieser Frage positioniert hat, denn man hätte sie sicher mit in die Verantwortung gezogen, wenn die Fusion schiefgegangen wäre. Angesichts der Risiken für den Steuerzahler hätte sich die Bundesregierung eher gegen die Fusion aussprechen sollen.

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