Bankenfusion : „Das Scheitern ist eine gute Nachricht“

Die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel hielt die Zusammenführung von Deutscher Bank und Commerzbank stets für eine schlechte Idee. Was sagt sie jetzt zu der geplatzten Fusion?
Auf jeden Fall. Die Vorteile einer solchen Fusion wären überschaubar, die Risiken für die Finanzstabilität gewaltig.
Schon jetzt ist die Deutsche Bank so groß und komplex, dass es kaum möglich ist, sie abzuwickeln. Dies wäre durch die Fusion noch verschärft worden. Angesichts der zweifelhaften Abwicklungsfähigkeit sollte man die Eigenkapitalanforderungen für systemrelevante Banken deutlich erhöhen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es zu Zusammenschlüssen kommen wird. Denkbar wäre – insbesondere bei der Commerzbank – eine Fusion mit einem europäischen Wettbewerber. Aber auch in Europa sollten keine Banken geschaffen werden, die nicht mehr abzuwickeln sind. Sinnvoll wäre eine spezielle Fusionskontrolle, die systemische Risiken berücksichtigt.
In einem funktionierenden europäischen Bankenmarkt sollte dies ein ganz normaler Vorgang sein. Allerdings besteht die Sorge, dass eine ausländische Bank sich in einer Krise in ihren Heimatmarkt zurückzieht, was die Kreditversorgung in Deutschland beeinträchtigen könnte. Für dieses Problem muss man eine Lösung finden.
Es war unklug, dass sich die Bundesregierung in dieser Frage positioniert hat, denn man hätte sie sicher mit in die Verantwortung gezogen, wenn die Fusion schiefgegangen wäre. Angesichts der Risiken für den Steuerzahler hätte sich die Bundesregierung eher gegen die Fusion aussprechen sollen.